Gleiche Zeit, gleiche Region aber komplett andere Gewichtung:
Francis A. Chardon "Chardon's Journal at Fort Clark 1834-39".
Descriptive of Life on the Upper Missouri; of a Fur Trader's Experiences Among the Mandans, Gros Ventres [HIDATSA!], and Their Neighbors; of the Ravages of the Small-Pox Epidemic of 1837. Herausgegeben von Annie Heloise Abel. Bison Books / University of Nebraska Press. Lincoln, Nebr., 1997
Francis A. Chardon war in den Jahren 1834-39 - also direkt nach Catlin, Prinz Maximilian und Bodmer - als Pelzhändler der American Fur Company ii Fort Clark beschäftigt. Das Fort lag nur einige hundert Meter vom Mandandorf Mih-Tutta-Hang-Kusch entfernt; somit war ein reger Austausch mit den Indianern zwingend notwendig. Chardon führte in dieser Zeit Tagebuch und gewährt uns heute einen einzigartigen Einblick in die oft trostlose Realität dieser Zeit. Er schreibt knapp, sehr nüchter, fast gefühllos. Die Langeweile und Trostlosigkeit wird besonders deutlich an Tagen wie:
Freitag, 23. Januar 1835 - Keine Neuigkeiten
Samstag, 24. - So wie gestern
Sonntag, 25. - Dito
Montag, 27. - Dito
Gerade die Trockenheit und die dann wiederum kurzen sarkastischen Kommentare der Ereignisse lassen einen oft schmunzeln; sehr amüsant auch zum Ende jeden Monats:
Rats killed this Month: XXX Im Dezember 1836 z.B. 134, im ganzen Jahr 1836 waren es dann 1273 Ratten...
Sehr interessant auch die Beschreibung der ständigen Scharmützel, Pferdediebstähle, Friedensschlüsse, Handelsbeziehungen etc. verschiedenster Indianerstämme - zeigt es doch, dass es nicht typische Erzfeinde mit festem Feindbild gab, sonder der Zweck die Mittel heiligte.
Sehr beeindruckend auch die Hintergründe der Pockenepidemie unter den Mandan um 1837, die letztlich zum Untergang dieses Stammes führte - die wenigen Überlebenden wurden bei den Hidatsa aufgenommen.
Dieses kleine Buch ist mittlerweile einer meiner Favoriten. Er klärt das romantische Bild des edlen Wilden auf, zeigt die Trostlosigkeit und das schwanken zwischen Hunger und Überfluss. Absolut jedem zu empfehlen, auch wenn es in englischer Sprache daherkommt. Mit Grundkenntnissen und einem guten Wörterbuch ist das Tagebuch sicher zu bewältigen - es lohnt sich!